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CampAIgn Tracker

CampAIgn Tracker

Der CampAIgn Tracker für mehr Transparenz beim KI-Einsatz

Samstagmorgen 9.00 Uhr im grauen Berlin: voller Erwartungen und Vorfreude treffen wir einzeln in der weihnachtlich beleuchteten Landesvertretung Baden-Württemberg ein. Wir, das sind Dr. Simon Kruschinski (Politischer Kommunikationsforscher der Johannes Gutenberg-Universität Mainz), Miriam Runde (M. Sc. Data Science for Public Policy), Dr. Fabio Votta (Postdoc Forscher Data-Driven-Campaigning an der Universität Amsterdam), Jakob Scherer (M. Sc. Management) und Theresa Schültken (MA Internationale Beziehungen, Beraterin Strategische Vorausschau). Als wir uns dann gegen 10.30 Uhr zum ersten Mal kennenlernen, merken wir gleich, dass wir mit der Kombination aus Politikwissenschaft, Data Science und KI-Kenntnissen eine sehr gute Grundlage für das Wochenende haben. Im Laufe eines Wochenendes paralleler Datenaufbereitung, Tests von möglichen KI-Modellen, Persona-Recherche und vielen erkenntnisreichen Gesprächen wurde aus einer Idee ein Projekt: Der CampAIgn Tracker

Vor dem Hintergrund des Super-Wahljahres 2024 wurden in den Medien und der Öffentlichkeit immer wieder die Gefahren von KI-Einsatz in der politischen Debatte thematisiert. Die Sorge vor Fake News, Desinformation, Emotionalisierung und Beeinflussung ist zu spüren und trägt zur Verunsicherung bei - konkrete Anhaltspunkte und eine Datengrundlage, inwieweit KI tatsächlich in politischen Kampagnen auf Social Media Plattformen eingesetzt wird, fehlen allerdings. Hier setzt der CampAIgn Tracker an und stellt eine Plattform bereit, auf der nachvollzogen werden kann, welche Bild- und Videobotschaften von politischen Akteuren in Deutschland  auf Social Media tatsächlich mit Hilfe von KI erzeugt werden.

“Mit CampAIgn Tracker tragen wir wesentlich zur notwendigen Transparenz rund um den Einsatz von KI zur Generierung visueller Inhalte bei, der den Menschen dabei hilft, zu diskutieren, ob dieser Einsatz zur Verbreitung auf Social Media stattfindet, legitim ist oder eine mögliche Gefahr davon ausgeht.”  - Dr. Simon Kruschinski

Auf dem Politechathon entstand hierfür ein erster Prototyp. Die Datengrundlage umfasste die bezahlten Facebook- und Instagram-Posts von allen Bundes- und Landesparteien im Jahr 2024. Die erste Herausforderung bestand darin, ein KI-Modell zur Identifizierung von KI-generierten visuellen Inhalten zu finden und mit der Datengrundlage zu testen. Hier setzt der CampAIgn Tracker auf ein zweistufiges Verfahren, bei dem zunächst automatisiert KI-generierte Inhalte herausgefiltert werden und in einem zweiten Schritt von menschlichen Expert:innen überprüft und validiert werden. Somit wird eine sehr hohe Genauigkeit bei der Identifikation von KI-generierten Inhalten sichergestellt, die für die Akzeptanz und Vertrauenswürdigkeit des CampAIgn Trackers enorm wichtig ist.

Auf der Website www.campaigntracker.de können in Zukunft alle KI-generierten politischen Bild- und Videoinhalte von mehr als 5000 politischen Akteuren in Deutschland gesammelt und mit Zusatzinformationen (Interaktionen, Geldausgaben, Reichweite) angeschaut werden. Hier können Interessierte beispielsweise herausfinden, wie viele Posts bestimmte Parteien, Medien oder soziale Gruppierungen mit KI veröffentlicht  haben, wie viele Likes oder Kommentare sie erhalten haben und wie viel Geld für deren Verbreitung ausgegeben wurde. Außerdem können Sie sich die einzelnen KI-Botschaften samt Metadaten anzeigen lassen, um ein besseres Verständnis für den Einsatz von KI für politische Zwecke zu bekommen.

Am Sonntagnachmittag kam dann die Überraschung: Nach einem Projektpitch haben wir  den ersten Platz in der Kategorie Medienkompetenz und damit ein Preisgeld gewonnen, um den CampAIgn Tracker weiterzuentwickeln. Innerhalb von 48 Stunden wurde aus einer Idee eine anwendungsreife Plattform, um einen Beitrag zur Transparenz des KI-Einsatzes bei den kommenden Bundes- und Landtagswahlen zu leisten. Aber viel wichtiger:  Aus unterschiedlichen Köpfen, die sich nicht kannten, wurde ein eingeschweißtes Team, das zusammen für mehr Transparenz im digitalen Wahlkampf sorgen wird. Gemeinsam verließen wir also am Sonntag die Landesvertretung Baden-Württemberg in alle Himmelsrichtungen, um in den nächsten Wochen an der Umsetzung des CampAIgn Trackers zu arbeiten.

“Fazit: Netzwerk erweitern, in kürzester Zeit ein KI-Tool entwickeln und am Ende sogar ausgezeichnet werden - der Politechathon hat gezeigt, dass mit dem richtigen Teamgeist und etwas “Nerd-Power” (wie die Tagesthemen so liebevoll titelten) in 48 Stunden Unfassbares entstehen kann.” - Miriam Runde

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