PoliTinder
Im April 2024 wurden die beiden Softwareentwickler Nils Wieler (29 Jahre) und Eric Prokop (28 Jahre) der EPNW GmbH von einer Flut an Wahlvorschlagslisten überwältigt. Im Rahmen der Kommunalwahlen galt es, sehr viele verschiedene Organe neu zu besetzen, doch zu den lokalen Kandidat:innen war die Informationslage teilweise sehr schlecht, gerade wenn diese nicht für größere, sondern nur für lokale Parteien und Listen antraten. Durch ihre Erfahrung in der App-, Backend- und Web-Entwicklung war schnell klar, dass sich dieses Problem lösen lässt und so entstand die Idee zu Politinder: Einer Plattform, die es allen Kandidat:innen in Form einer Mobile App ermöglicht, sich und ihre politischen Werte und Ziele vorzustellen. Dazu wird automatisch aus den offiziellen Wahlvorschlagslisten eine Datenbank mit den grundlegenden Profildaten der Kandidat:innen erstellt. Nachdem sich die Kandidat:innen mithilfe ihres eID-Ausweises oder der EUDI Wallet verifiziert haben, können sie dieses automatisch erstellte Profil weiter ausbauen. Wähler:innen werden die Profile ganz ohne Registrierung datingappähnlich präsentiert: sie können mit typischen Wischgesten entscheiden, ob sie Kandidat:innen auf ihre Merkliste setzen wollen. Durch diese Gamification sollen gerade junge Wähler:innen angesprochen werden. Dieses initial grobe Konzept wurde im Laufe der beiden Tage des Politechathons durch ein interdisziplinäres Team ausgearbeitet und um Features ergänzt: Sebastian Krov, 36 Jahre, Senior-Projektmanager und IT-Consultant bei der Digitalagentur ressourcenmangel integral brachte sich mit seinem strategischen Marketing-Wissen und Erfahrungen aus vielen Digital Projekten ein und regte an, dass für eine noch nähere Bindung zwischen Wähler:innen und Kandidat:innen eine Form der Kommunikation in Politinder enthalten sein sollte. Daraus entstand das Fragesystem-Feature, bei welchem Wähler:innen den Kandidat:innen Fragen stellen können, die diese nach dem Beantworten auch in ihr Kandidat:innen-Profil aufnehmen können. Vanessa, Stipendiatin und Studentin der technischen BWL und Wirtschaftsinformatik, steuerte ihre Management- und Finanzexpertise, sowie ihre vielfältige politische Erfahrung als Hochschulpolitikerin und Wahlhelferin, bei. Neben dem Koordinieren der Zeitabläufe während des Politechathons, führte sie eine Marktanalyse und Produktvalidierung direkt mit Wähler:innen durch, um sicherzustellen, dass Politinder Anklang findet. Gerd Müller, 71 Jahre, Informatiker der ersten Stunde, gab als Vorstand der SPD Tübingen die Sicht der Lokal-Politik ein und ermöglichte tiefe Einblicke über die typischen Abläufe im Kommunalwahlkampf. Er diente als Politiker-Model(l) und ist so auf dem ersten Politinder-Profil zu sehen, das im Zeichen seines politischen Schwerpunkts „Gute Chancen für alle Kinder“ steht und dadurch den Kerngedanken von Politinder verdeutlicht: Kandidat:innen eine Plattform für ihre Herzensthemen zu geben. Als Resultat des Politechathons bleiben neben App-Mockups ein abgerundetes Konzept, welches aus vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wurde und vor allem ein neu gefundenes Team, für das die Veranstaltung eine großartige und lehrreiche Erfahrung war: „Ich habe von Gerd ein neues Wort gelernt - Panaschieren - und glaube, dass es genau das ist, was wir in der Kommunalpolitik brauchen! “ resümiert Eric. 2029 finden in Baden-Württemberg die nächsten Kommunalwahlen statt. Das Politinder Team ist allerdings fest entschlossen, deutlich früher eine funktionierende Plattform zu bieten. Mit Blick auf die Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen am 14. September 2025 wird momentan ein Prototyp programmiert. Ziel ist es, mit diesem auf Fördermittelsuche zu gehen, um das nicht-kommerzielle Projekt langfristig zu finanzieren.